Wie finde ich das passende Bett? 

Bei der Wahl des richtigen Bettes sind viele Faktoren entscheidend. Doch woran sollte man sich orientieren? Sollte eher der Kopf oder der Bauch entscheiden? Das kommt ganz darauf an, was für ein Typ sie sind. Manche Menschen entscheiden intuitiv aus dem Bauch heraus, andere wiederum brauchen objektive Kriterien, an denen sie sich orientieren können.

Bauchentscheidern kann an dieser Stelle nur geraten werden, vertrauen sie auf ihr Liegegefühl. Testen sie viel und am besten am gleichen Tag, da es sonst schwerfällt das Empfinden vom Vortag wieder abzurufen – unterschiedliche Tagesformen können hier die Vergleichbarkeit erschweren und die Erinnerung an ein bestimmtes Gefühl lässt nach ein paar Tagen stark nach. Grundsätzlich gilt jedoch, je besser das eigene Körpergefüh,l umso leichter wird es ihnen fallen, sich auf ihren Bauch zu verlassen. Und das sollten sie auch tun!

Doch was ist mit den Kopfmenschen? Im Grunde sind die meisten Entscheidungen die wir treffen eine Mischung aus Kopf und Bauch, weil wir das Denken nie so ganz lassen können. Deshalb möchte ich Ihnen hier die wichtigsten Kriterien erläutern, die es bei der Bettenauswahl zu beachten gilt.

  1. Das Design
  2. Die Qualität
  3. Das eigene Schlafverhalten und der Körperbau
  4. Preis-Leistungs-Verhältnis

 

  1. Das Design

Zuallererst muss ihnen das Bett gefallen. Auch wenn man beim Schlafen die Augen geschlossen hat, möchte man sich doch schön einrichten. Allerdings sollte die Optik dessen, was sie im Ladenlokal sehen nicht das erste Ausschlusskriterium sein. Viele Anbieter haben eine breite Auswahl an Bezugsstoffen und Leder, die gar nicht alle ausgestellt werden können. Auch Kopfteile werden individuell gefertigt und angepasst. Der Phantasie sind in der Boxspringwelt fast keine Grenzen gesetzt. Hier ist die Beratung und der Service das Anbieters ausschlaggebend, wie sehr auf ihre Wünsche eingegangen wird und was der Anbieter möglich macht.

Beachten Sie: Es ist einfacher ein ergonomisch passendes Bett der Optik anzupassen, als ein visuell bestechendes Bett dem Körper an zu passen!

 

  1. Die Qualität

Neben den persönlichen Designvorlieben ist der wichtigste Aspekt, mit dem sie die Auswahl der Hersteller von vorneherein etwas einschränken können, die Qualität der Materialien.

  • Wie ist es verarbeitet?
  • Wie riecht das Bett?
  • Wie viele Jahre Erfahrung hat der Hersteller mit der Ware?
  • Welche Garantie gibt er?
  • Wie fühlt sich das Material an?
  • Wo und zu welchen Bedingungen wird das Bett gefertigt?

Im Wesentlichen gibt es folgende Produkteigenschaften die Sie kennen sollten und die die Qualität eines Bettes und ihres Schlafkomforts maßgeblich beeinflussen:

Wenn Sie im Bett zum Schwitzen neigen, sollten Sie Latexmatratzen oder viskoelastische Materialien (Memory Foam z.B. Tempur) meiden. Diese Materialien sind Aufgrund ihrer Dichte wenig atmungsaktiv und selbst eingearbeitete Löcher zum Abtransport der Feuchtigkeit sind nicht wirklich geeignet, ein gutes Schlafklima zu erzeugen. Kaltschaummatratzen und Heißschaummatratzen sind schon etwas atmungsaktiver, weil die Poren größer sind und der Körper somit mehr „Luft zum Atmen“ hat. Durch das Körpergewicht schließen sich allerdings die meisten Poren wieder. Das Material wird durch die Schwerkraft zusammengedrückt und der Schweiß kann nicht oder schlecht entweichen. Sie fangen an zu schwitzen.

Das beste Schlafklima erzielen sie mit Naturmaterialen wie Wolle oder Rosshaar etc. Diese Stoffe wirken temperaturausgleichend und neutralisierend, was das nächtliche Schwitzen stark reduziert. Latex wird oft auch als Naturprodukt angeboten und der Kunde damit in die Irre geführt. Es gibt zwei Arten von Latex: Latex auf Erdölbasis und Latex auf Kautschukbasis. Das natürliche Rohmaterial Kautschuk aus dem Latex hergestellt wird, muss allerdings erst chemisch bearbeitet und gebacken werden um es weich und anpassungsfähig zu machen. Nach diesem Prozess ist es kein reines Naturprodukt mehr. Der Begriff Latex ist kein geschützter Begriff! Alles was einen minimalen Latexanteil hat, darf sich Latex nennen.

Die gleiche Materialreihenfolge gilt auch für Federkernmatratzen mit den oben genannten Abdeckungen.

Eine Federkernmatratze ist von Natur aus durch die größere Hohlräume in den Federn besser belüftet. Beim Umdrehen im Bett wird Luft aus der Matratze gedrückt und wieder eingezogen. Die Abdeckung des Federkerns entscheidet dann über die Luftdurchlässigkeit zum Körper und somit ob und wieviel sie schwitzen.

Manchmal verwirrt es Allergiker, wenn ich Rosshaarmatratzen empfehle. In der Tat ist dieses Naturmaterial Rosshaar für Allergiker am Besten geeignet, da die löslichen Enzyme, die das Haar im Urzustand überziehen und im Wesentlichen die Allergien auslösen, in einem aufwendigen Prozess (im besten Fall mit Naturseifen und Dämpfungen) rausgewaschen werden. Das reine Rosshaar ist somit steril und kann keine Allergie mehr auslösen.

Auch für Stauballergiker oder Empfindlichkeit gegen Milben sind Naturmaterialien erste Wahl. Sie laden sich nicht elektrostatisch auf wie z.B. Schaumstoffe. Feinstaub wird also nicht angezogen und setzt sich nicht so leicht ab. Bei der richtigen Verarbeitung haben sie in Naturmaterialen wesentlich weniger Milben, da die Milbe Feuchtigkeit zur Vermehrung und der Aufnahme von Hautschuppen braucht. Im gut ausgeglichenem Klima der Naturmaterialien sind die Lebensbedingungen für die kleinen Tierchen einfach nicht optimal. Ebenso fehlen Pilzen und Sporen die Feuchtigkeit um sich auszubreiten. Ein guter Vergleich ist Sportlerwäsche aus Angora- oder Wolle die Extremsportler mehrere Tage tragen. Versuchen Sie das mal mit synthetischer Wäsche, die als atmungsaktiv verkauft wird. Sie werden sich selbst nach kurzer Zeit nicht mehr riechen können und daran sind Bakterien Schuld, die sich im feuchten Klima wunderbar vermehren.

Nicht zu vernachlässigen ist eine gute Unterfederung -egal ob Lattenrost Tellersystem oder Boxspring- sie ist maßgeblich an ihrem Liegekomfort und der Körperanpassung beteiligt.

Es hilft nicht, auf einer alten oder nicht angepassten Unterfederung eine neue Matratze zu kaufen.

Für die Männer unter uns: Ein Geländewagen würde auch nicht mit Niederquerschnittsreifen Sinn machen!

Eine Matratze sollte also immer auf der passenden Unterfederung probiert werden. Ggf. Sollte die Matratze auf verschiedenen Unterfederungen ausprobieren werden, sofern das im Geschäft möglich ist!

 

  1. Das eigene Schlafverhalten und die Anatomie

Das Bett ihrer Wahl sollte ihren Körper optimal unterstützen, damit auf lange Sicht, ihre Erholung im Schlaf und ihr Alltag, nicht durch Rückenschmerzen beeinträchtigt werden. Deshalb ist eine eingehende Analyse ihres Körperbaus und ihrer Liegegewohnheiten durch den Berater ausschlaggebend. Er kann Ihnen sagen, welche Betten mit welcher Unterfederung und Matratze sie probeliegen sollten.

Hierauf sollte Rücksicht genommen werden:

  • Haben sie breite Schultern oder eher eine breite Hüfte?
  • Wie groß sind sie?
  • Wieviel wiegen sie und wie ist das Gewicht verteilt?
  • Wie ist Ihre Schlafposition?
  • Wie nah schlafen Sie mit Ihrem Partner
  • Möchten sie im Bett oder auf dem Bett liegen?

Dieser Teil der Beratung ist so individuell und umfangreich wie es unterschiedliche Vorlieben und Anatomien gibt. Achten Sie deshalb darauf, wie sehr der Berater auf sie eingeht und ihre individuellen Eigenheiten berücksichtigt – meist lässt sich für jeden eine adäquate Lösung finden.

In der Seitenlage lässt sich am Besten sehen, ob der Körper die richtige Unterstützung im Bett findet. Die Verlängerung der Wirbelsäule von den Füßen bis zum Kopf sollte eine möglichst gerade Linie ergeben! Am Ende sollte aber Ihr Gefühl das Hauptkriterium für Ihre Entscheidung treffen.

Doch wie lange braucht man, bis man das richtige Gefühl entwickelt?

In guten Fachgeschäften ist es ausdrücklich erwünscht von einem Bett ins nächste zu wechseln. Vor und zurück mit unterschiedlichen Matratzen und Unterfederungen, Auflagen und Kopfkissen. Probieren sie in allen ihren Schlafpositionen. Ohne Hemmungen!

Es ist wichtig, sich selbst erst einmal zu sensibilisieren worauf man achten kann und was bestimmte Eigenschaften des Bettes in einem auslösen. Dazu braucht man etwas Zeit und Ruhe. Die sollte man sich nehmen, denn erst nach 10 Minuten ruhigen Liegens kann der Körper bei vielen Menschen erst eine Empfehlung abgeben.

Testen sie auch was passiert, wenn der Partner mit im Bett liegt, sich umdreht oder wenn sie zusammen in der Mitte liegen.

 

  1. Das Preis-Leistungsverhältnis

Wer sich über hohe Rabatte freut und sich auf Wahnsinnsangebote stürzt, sei darauf hingewiesen, dass im Handel Rabatte oft zuvor auf den Preis aufgeschlagen werden. Vermeintliche Rabattaktionen können sich also ganz schnell als Augenwischerei herausstellen, wenn man Preise längerfristig vergleicht. Achten sie also genau darauf, was sie zu welchem Preis bekommen.

Ich habe schon häufig erlebt, dass Betten mit großem Nachlass gekauft werden und das bessere Produkt zum gleichen Preis bei der Auswahl gar nicht in Betracht gezogen wurde, schließlich gab es darauf keinen Rabatt. Der Schnäppchenjagdinstinkt ist weit verbreitet und entspricht unserem menschlichen Naturell, sie sollten sich dabei nur nicht übers Ohr hauen lassen.

 

Autor: Christian Thiele

Dipl. Inneneinrichter und Raumgestalter